RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

Dieses Thema im Forum "Pläne des RWE" wurde erstellt von Nightwing, 18 Januar 2011.

  1. SO!

    Die Zeit des Dornröschenschlafs dieses Bereichs scheint erstmal vorbei zu sein.

    Wie diverse Zeitungen bereits im Dezember berichteten, plant RWE den Bau eines neuen Kraftwerkblocks in Niederaußem. Dieser soll die Kapazität (und Größe) der beiden Boa-Blöcke in Neurath haben. Sorry, dass ich erst jetzt darüber gestolpert bin...

    Mehr Infos dazu hier

    Die Zeit, 09.12.2010
    hier
    RP-Online, 09.12.2010
    und hier
    Handelsblatt, 09.12.2010
     
  2. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Hallo Nightwing,

    erstmal danke für diesen Beitrag!
    Wenn ich alleine den Bericht aus "Die Zeit" lese, scheint sich die Welt doch sehr zu wundern, dass ein Stromkonzern ein "(Braun-)kohlekraftwerk" (aus-)bauen will. So sind doch neue Kohlekraftwerke
    - starke CO2 Erzeuger
    - Technisch nicht mehr attraktiv

    Desweiteren ist der Standort Niederaussem wohl derzeit der zweitgrößte
    CO2 Erzeuger Europas. Und der steht mal wieder direkt vor unserer Haustüre. Was die Pläne des Landes NRW diesbezüglich angeht - naja - alles sehr zweifelhaft!
    Ich sehe die Pläne von RWE bisher nicht wirklich erfolgreich, da andere Pläne für Kohlekraftwerke bereits dank Wiederstand von Greenpeace und aus der Bevölkerung aufgegeben werden mussten. Zumal das gro der Stromerzeugenden Industrie ja der Meinung war, dass angeblich Datteln das letzte neue Kohlekraftwerk in Deutschland sei, was noch gebaut werde.
    Interessant ist die Begründung für den Standort NRW's, hingen doch vieeeele Arbeitsplätse davon ab - so kann man auch die politische Keule schwingen. Hat RWE verpasst, dass wir derzeit im Aufschwung sind und es so wenig Arbeitslose gibt wie noch nie (hahahaaa - zu dem Thema werd ich mich irgendwann mal an anderer Stelle auslassen).
    Bitte, RWE, nur weil ihr zwischen Neurath und Niederaussem ein komplett neues Kraftwerk genehmigt bekommen habt heisst das doch noch lange nicht, dass wir uns hier mit Kohlekarftwerken zuscheissen lassen! Irgendwann hat es mal geheissen, dass man am liebsten einen langen Block von Niederaussem bis Frimmersdorf hätte, welcher mit einer Kette von Kraftwerken gesäumt sei. SO käme man dem immer näher.
    Ebenfalls interessant in diesem Bericht ist der Fakt, dass der Wirkungsgrad der neuen geplanten Blöcke deutlich unter 50% liegt, und an das Abschalten der alten Blöcke (Wirkungsgrad bei 30%) glaube ich persönlich noch nicht. Auch die Begründung, dass die "neuen" Kraftwerke (geplant und fast fertig gestellt) in der unmittelbahren Nähe des Tagebaus seien (man braucht neue Kraftwerke um den Tagebau zu erhalten??? Das muss man mir mal logisch erklären !) kann ich für mich nicht ganz nachvollziehen.
    Überhaupt ist der Bericht aus kritischer sicht sehr attraktiv - vor allem auch was die Auslastung der (vorhandenen und neuen) Kraftwerke angeht.

    Seht mich nicht als den großen Kritiker an, aber:
    - es muss doch bessere Alternativen zur Stromerzeugung geben
    - ein neues Kraftwerk ist noch nicht in Betrieb, da kommen schon die Pläne für einweiteres
    auf den Tisch
    - Ist aus sicht des Stromverbrauchs wirklich soviel mehr nötig (wir haben hier über die letzten
    10 Jahre hinweg einen konstanten Jahresverbrauch von 3500 +/-100 kWh in unserem
    Privathaushalt)? ODer will man sich auf die Flut der (noch unbezahlbaren) Elektroautos
    vorbereiten ?
    - wird IMHO mal wieder getestet, wie weit man mit dem braven Rheinländer gehen kann.

    Oder wie seht Ihr das? Wird hier wieder heisser gegessen als gekocht?
    Ich hätte gerne mal Fakten zu:
    - den derzeitigen Leistungen der Standorte in der Gegend, sortiert nach
    Kohlekraftwerken und Alternativen Energien (Sonne, Wind)
    - den derzeitigen und geplanten
    CO2 Ausstoß
    - Mögliche Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region
    - Sind diese Fachkräfte in unmittelbahrer Umgebung tatsächlich verfügbar?

    So, ich geh jetzt erst mal nen Kaffee trinken, wenn mir noch mehr dazu einfällt, melde ich mich wieder....
     
  3. #3 Nightwing, 24 Januar 2011
    Zuletzt bearbeitet: 25 Januar 2011
    AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Natürlich gibt es Alternativen.
    Die Frage ist doch: Will RWE diese Alternativen am Standort "Rheinisches Braunkohlerevier"? Ich denke eher nicht, oder?
    Nächste Frage: Wer könnte sich gegen einen Konzern wie RWE durchsetzen und als Drittanbieter hier vor Ort alternative Energiequellen erschließen, ausbauen und vermarkten? Mmmmh.... mir fällt nix ein.

    Zu Deiner Frage, warum schon ein weiteres Kraftwerk bauen, wenn das letzte Neue (Neurath) noch nicht am Netz ist, meine Meinung:
    Das Braunkohlerevier steht nach derzeitiger Planung noch bis 2045/2050 zur Auskohlung an. Will heißen - bis dahin darf gebaggert werden. Um den Braunkohletagebau nicht zu gefährden, muss natürlich auch sichergestellt werden, dass die geförderte Kohle benötigt wird. Ergo: Wenn die vorhandenen Kraftwerke "ausgelastet" sind, muss ein weiteres her.
    RWE (und auch Teile der Landesregierung) argumentieren aber auch, dass die Entwicklung moderner, "sauberer" Kraftwerke notwendig sind, da die alten Blöcke ja abgeschaltet werden müssen. Und da das rheinische Kohlerevier gesichert werden muss und da der Strom ja nun mal irgendwo herkommen muss, müssen diese (bis dato nur) entwickelten neuen, "besseren" Kraftwerke dann auch gebaut werden. Getreu dem Motto "bevor ich meine alte Schrottlaube abschaffe, kaufe ich mir schon voher ein neues, "schadstoffarmes" Auto und wenn DAS dann ein paar Nummern größer wird, als das alte, ist das eben so" ;-)

    Fassen wir zusammen: Wir haben eine Menge Braunkohle -also brauchen wir entsprechend viele Kraftwerke. Wir bauen "neue" aber größere Kraftwerke, also brauchen wir mehr Kohle. Passt...

    Wohin mit all dem Strom, fragst Du... nun - verkaufen, exportieren. Egal, Hauptsache, der Rubel rollt.

    Fakten zu all Deinen Fragen waren auf die Schnelle nicht zu bekommen. Insbesondere zu der Windkraftanlage am Rand von Stommeln konnte ich keine Daten finden.
    Die Anlage auf der Vollrather (Allrather) Höhe ist eine reine Testanlage. Die liefert im Jahr 20,2 Millionen kWh (oder 0,02 tWh)
    Der Boa Block in Niederaußem liefert im gleichen Zeitraum (gemittelt) 25,4 tWh. Im Gegensatz zum Windpark produziert der Boa in Niederaußem aber ca. 820 Tonnen Co2 pro STUNDE... mehr Daten findest Du bei Interesse auf der Seite der Bürgerinitiative Niederaußem

    Wenn ich richtig liege, dann verbraucht die gesamte BRD 540 Milliarden kWh Strom (Stand 2006) - also 540 tWh. BoA 1 in Niederaußem produziert demnach ein Zwanzigstel des bundesdeutschen Energiebedarfs ... (??? - nochmal nachrechne) - heftig, oder?

    Das war´s erstmal auf die Schnelle...
     
    Andralotta Kaffeetante gefällt das.
  4. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Sagen wir es kurz:
    Was mich an der Sache ärger ist die, dass da wieder klammheimlich und scheinbar ohne wirklich großes Hinterfragen gemacht wird und scheinbar Genehmigungen erteilt werden. Der (tschuldigung) gearschte ist der Bürger hier in der Gegend.
    Interessant daran ist, dass ein Arzt einer Bekannten von mir gesagt hat, wenn Sie ihrem Junior was gutes tun will (der ist dauernd krank auf den Bronchein!), solle sie besser wo hin ziehen, wo sich nicht so viele Kraftwerke und Industrie an einem Platz sammelt, dann würde es dem Kleinen auch wieder besser gehen.
    Die Crux an der Sache: Wo Industrie ist, sind Arbeitsplätze und da wird Geld verdient (um das wieder aus zu geben) - kurzum, da ist ein kleines bischen Wohlstand. Und das wollen wir ja alle auch irgendwie.....
    Mehr dazu von mir später.

    Bis dann und Gruß
    Frank
     
  5. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Hier ein kurzer Hinweis an alle Interessenten:
    Im öffentlichen Teil der Ratssitzung am kommenden Donnerstag, 02.02., 18 Uhr werden unter Punkt 4 die Pläne des RWE zur Kraftwerkserneuerung in Niederaußem vorgestellt.

    Froschi
     
  6. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Wer sich gerne für Zahlen rund um Energie in Deutschland interessiert, der findet hier bestimmt etwas: www.ag-energiebilanzen.de
     
  7. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    In der Pulheimer Sonntagspost (28.01.2012) war eine RWE-Anzeige. Es gibt Themenabende in Niederaußem (RWE AG - Aktuelles) und weitere Informationen auf RWE AG - BoAplus.

    LG, Smith
     
  8. AW: RWE plant neues Kraftwerk in Niederaußem

    Den Bericht der NGZ über die Ratssitzung, in der über das Bauvorhaben von RWE in Niederaußem "abgestimmt" wurde, hat wohl jeder schon gelesen.
    Es war abzusehen, es ist genau so gelaufen, wie es in den letzten Jahren immer gelaufen ist und es wird sich offenbar auch nie etwas ändern...

    Normalerweise lasse ich auch nach solchen Berichten gerne einmal Dampf ab und mache meinem Ärger Luft - jetzt bin ich einfach nur frustiert. Müde. Mutlos.
    Ich möchte aber auf jeden Fall auf die Leserkommentare zu diesem Artikel aufmerksam machen - es regt sich nicht nur in diesem Forum der Unmut.
    Aber es regt sich eben "nur" der Unmut - schade ist, dass es in diesem unserem Lande fast unmöglich zu sein scheint, die Leute mal auf die Strasse oder vor das Rathaus zu bekommen...

    Vielleicht wäre aber eine aktive Aktion mal ganz gut und evtl. auch lehrreich für den Rat - denn:
    Ich denke, dass der Neubau in Niederaußem nicht der Letzte in dieser Region sein wird und dass bis zur (zum Teil längst überfälligen) Abschaltung von alten Anlagen noch sehr viel Zeit vergehen wird. Wenn in dem Bereich überhaupt etwas geschieht.

    In letzter Zeit wird seitens der Stromkonzerne gerne die Panik vor großflächigen Stromausfällen geschürt, die natürlich nur wegen des Ausstieges aus der Atomenergie und der geplanten Energiewende drohen... wer sagt uns eigentlich, dass genau diese Konzerne nicht ab und an mal einen kontrollierten Ausfall herbeiführen, um ihren Forderungen nach neuen Kraftwerksbauten Nachdruck zu verleihen?

    ... nur so ein Gedanke... was meint Ihr?
     
  9. Kein schlechter Gedanke. Ich denke, das mit den Ausfällen ist tatsächlich auch eine Art Panikmache. Auf der anderen Seite ist mir natürlich öfters der gedanke durch den Kopf gegangen, dass man sich die Rekordgewinne auch aufgrund fehlender Netz-Pflege eingestrichen hat. Halt im Sinne der Aktionäre. Und wie verkauft man denen nun, dass die Dividende in ein paar Jahren hintereinander wegen Netz-Wartungs und -Ausbaukosten sinkt? Oder dass es deswegen mal deutlich weniger Gewinne gibt.
    Wenn es also mit den Netzen ein Problem gibt, glaube ich, das ist Hausgemacht und hat nichts mit dem Aus der Aromkraft und der hohen Förderung der Umweltfreundlichen Energien (Sonne, Wind, Wasser) zu tun.
     
  10. Ohne Worte. Das verschlägt mir die Sprache.
     
  11. Es wird wieder spannend...
    Nachdem RWE zunächst die Energiepolitik bzw. die geplante Energiewende für den Abbau von 2.500 Stellen verantwortlich machte, ist nun in einem Artikel der Rheinischen Post vom 07.11.2013 zu lesen, dass es doch nicht die "bösen Grünen" mit ihrer Energiewende schuld sind, sondern dass der Preisverfall an den Börsen den Konzern in Schwierigkeiten bringt.

    Nun bin ich kein studierter Betriebswirtschaftler, aber wenn ich als Stromerzeuger erheblich mehr Strom erzeuge, als benötigt wird und damit ein Überangebot schaffe, muss ich mich nicht wundern, wenn die Preise nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage dann fallen, oder? Hier sollte jetzt auch dem letzten RWE-Verfechter ("...ist doch der größte Arbeitgeber der Region...") klar sein, dass der Konzern in jedem Fall massiv Personal abbauen wird, um sein Ergebnis zu retten. Und zwar völlig unabhängig von der Frage, wohin der energiepolitische Weg der Regierung gehen wird.

    Dabei wird weder auf persönliche Schicksale von Beschäftigten Rücksicht genommen, noch auf die Kommunen, die dem Konzern die Ansiedlung und die Expansion erlaubt haben. Die einen bekommen einen "sozialverträglichen Auflösungsvertrag" und die anderen einfach keine Gewerbesteuer mehr. So einfach ist das...
     
    Coffy gefällt das.

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