Deutschland = Streikland ?

Dieses Thema im Forum "Neuigkeiten - So Dies und Das" wurde erstellt von Tom69, 20 Mai 2015.

  1. Zwei Mütter treffen sich:
    "Du, wie macht Ihr das denn mit der Betreuung von Eurer Kleinen während des KITA-Streiks?"
    "Kein Problem ! Mein Mann ist Lok-Führer"

    Deutschland = Streikland ? Ganz schön heftig was derzeit bei uns abgeht, oder was meint Ihr?
    Teilweise vollkommen nachvollziehbar, aber eben auch an manchen Ecken nur sehr schwer verständlich .... falls überhaupt.
     
  2. ....ich meine, es fehlt definitiv der Blick hinter die Kulissen, z. B. beim Bahn-Streik: Es geht ja wohl nur noch um die Lok-Führer in Rangier-Loks?! Es werden Phrasen gedroschen und ein komplettes Land steht im Stau.
    Wie sieht es bei den Privatbahnen aus? Sind deren Lok-Führer nicht organisiert?
    Nun wird ja geschlichtet...! Mal schauen, ob es klappt.

    Zum KITA-Streik: Ich denke, der ganze Berufsstand müsste neu organisiert werden, angefangen bei der Ausbildung. Ob der Streik da das richtige Tool ist, bezweifele ich.

    Vom Streikland a la Belgien, Frankreich oder Griechenland sind wir aber noch weit weg. Nun bin ich mir aber noch nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll.

    Froschi
     
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  3. Froschi hat´s eigentlich auf den Punkt gebracht: Es fehlen die Hintergrund-Infos.
    Ohne genau zu wissen, wie gut oder schlecht eine Berufsgruppe bezahlt wird, wie sich Löhne im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung oder im Vergleich zu ähnlichen Berufen entwickelt haben, wie die Arbeitsbedingungen sind etc. kann man sich als Außenstehender eigentlich keine Meinung bilden. Erschwerend kommt dann noch eine teilweise einseitige und manipulative Berichterstattung - also "Meinungsmache" - dazu.

    Ich bin in Bezug auf Gewerkschaften und Arbeitskampf erblich vorbelastet: Mein Vater ist ein "alter IG Metaller" und ich habe mich oft mit ihm über diese Themen unterhalten. Ich persönlich finde es legitim, wenn Menschen für einen gerechten (höheren) Lohn und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Und oft kann man dem Arbeitgeber nur klar machen kann, wie wichtig man als Arbeitnehmer für ihn und das Unternehmen ist, indem man die Arbeit niederlegt. Wenn man ihm zeigt was passiert, wenn niemand mehr für ihn arbeitet.
    In einem solchen Fall kann ich als Außenstehender auch gut damit leben, wenn mal kein Müll abgeholt wird, ein Zug nicht fährt, die Post später kommt oder KiTas geschlossen bleiben. Das tut dann eben manchmal weh (mal mehr, mal weniger) und ist ungemütlich, aber anders ist dem "Gewinn-Maximierungs-und-Optimierungs-koste-es-was-es-wolle- Wahn" oft nicht beizukommen.

    Einen Streik um arbeitspolitischen Einfluss innerhalb eines Unternehmens - wie aktuell bei der Bahn - halte ich zumindest für grenzwertig...
    Aber wie oben schon gesagt: Ohne genaue und umfassende Hintergrundinformationen... schwer zu sagen.
     
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  4. Bei der GDL geht es zusätzlich noch ums überleben. Was will/soll so eine "kleine" Gewerkschaft, wenn nur die Mitgliederstärkste Gewerkschaft für den gesamten Betrieb verhandeln und Arbeitskampf betreiben darf??? Dass diese dann zu unpopulären Maßnahmen greift, finde ich schon okay.
    Richtig ist auch, was Froschi sagt: Wir kennen kaum Hintergründe. Die politische Seite ist sicher nur eine....

    Ich selber arbeite, wie einige von Euch wissen, in der chemischen Industrie und bin auch organisiert. Dieses Jahr haben auch wir Arbeitskampf gehabt. Auch bei uns war ein Streik nicht mehr ausgeschlossen. In der Chemie ist es, je nach Anlage dann so, dass ein 3-4 stündiger Streik einen Produktionsausfall von bis zu 2 Wochen bedeutet.

    Dasd aktuell in den Tarifrunden etwas mehr gefordert wird, kann ich aufgrund der Zurückhaltung in den letzten Jahren, den Kriesenjahren ab 2008, gut verstehen. Wurde doch da oft nicht mal die Inflation ausgeglichen, daß trotz Erhöhung der Bezüge unterm Strich ein Reallohnverlust da war - die steuerliche, kalte Progression mal ganz außen vor gelassen (das wäre wohl auch zu viel OT).

    Auch die Schwinge hat es auf den Punkt gebracht: manchmal muß man dem Arbeitgeber zeigen, was und wo er ohne seine Mitarbeiter wäre, und dass auch wir Menschen sind, und keine Maschinen mit einer Nummer! Und vor allem, dass die Rekordumsätze und -gewinne ohne den Arbeiter an/in der Anlage nicht möglich wären

    Bevor man mich falsch versteht: Ich gehe gerne zur Arbeit. Mein Arbeitgeber ist sehr sozial! Bei uns steht meistens der Mensch im Fokus, die Gesundheit und auch die soziale Fairnis. In meiner beruflichen Laufbahn ist dies wirklich der Arbeitgeber, der sich am meisten um seine Leute kümmert und auch so sehr engagiert ist, kooperationen mit Schulen eingeht, lokale Sportverbände fördert und auch für seine Mitarbeiter ein wirklich starkes Freizeit-Programm anbietet. Dennoch hat die diesjährige Tarifrunde mir gezeigt, dass dies eine absolute Ausnahme ist.
     

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