Comic-Verfilmungen

Dieses Thema im Forum "Angeschaut" wurde erstellt von Nightwing, 1 Januar 2013.

  1. Bei meiner Antwort auf Coffy´s Beitrag zu "Thor" im Nachbarthread "Welchen Film habt Ihr zuletzt gesehen" musste ich mich bremsen, um nicht zu viel über meine kleine Leidenschaft - die Comics - zu schreiben :smiley:

    Also hab´ ich mir gedacht, ich "tobe" mich in einem separaten Bereich ein wenig aus.
    Das Thema "Comic-Verfilmungen" spaltet sowohl das Lager der Filmfreunde, als auch das der Comicfans. Mancher Filmfreund kann mit der Thematik der Filme nicht viel anfangen (zum Teil auch, weil man die Comics nie gelesen hat)
    und viele Comic-Leser sind der Meinung, dass man nicht gleich aus jedem Comic einen Film machen muss und dass ein guter Comic nicht automatisch einen guten Film garantiert (wobei sie da leider oft Recht haben...) ;-)

    Andersrum haben viele Filmfreunde aber auch schon Filme gesehen, ohne zu wissen, dass die Story auf einem Comic basiert - und da gab es bereits ein paar echt gute Filmchen... was auch die Comic-Fans neidlos anerkennen müssen.
    Das mag aber auch daran liegen, dass nicht immer die "klassischen" Heftserien (wie Batman, Superman, Spiderman oder X-Men) verfilmt wurden, sondern "Mini-Serien" oder "Graphic-Novels".

    In Abgrenzung zu den "normalen" Comicserien, die oft über Jahre und Jahrzehnte laufen und in denen eine Geschichte immer über viele Hefte verteilt erzählt wird, handelt es sich bei den Mini-Serien (wie der Name schon sagt) um abgeschlossene Stories, die über eine begrenzte Anzahl von Bänden (Heften) erzählt wird (oft nur drei oder sechs Bände). Bei den "Graphic Novels" wird die Geschichte in der Regel in einem Band (oft gebunden und in Buchstärke) erzählt. Diese Graphic-Novels richten sich auch aufgrund ihrer komplexen Erzählstruktur, ihrer oft ernsten Themen und (man glaubt es kaum) auch aufgrund ihres Anspruchs eher an den erwachsenen Leser.

    Einige Beispiele für die Verfilmung von Mini-Serien oder Novels wären:

    300
    From Hell
    Watchmen
    Sin City
    V - wie Vendetta

    Meine Idee wäre nun, hier in den nächsten Tagen und Wochen - in loser Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit - ein paar Comic-Verfilmungen anzusprechen und soweit ich die Vorlagen kenne, auch ein wenig über den Comic selbst zu erzählen. Wer weiß, vielleicht kauft der ein oder andere Mitleser dann doch mal eines dieser "Schundheftchen" und ist überrascht, wieviel zeichnerisches - vor allem aber auch erzählerisches Können in manchen Comics stecken kann.
    Also dann - für alle, die Interesse haben - ein kleiner Ausflug in "Schwinges Welt der bunten Bildchen" :smiley:
     
  2. Miller? Wer ist Miller?

    Frank Miller ist jedem Comicfan ein Begriff. Sein Zeichenstil ist von starken Kontrasten geprägt, oft in schwarz-weiß gehalten und hat fast schon etwas "rohes".
    Er selbst gibt zu, dass sein Stil stark vom Film-Noir geprägt ist und seine Geschichten von den "Hard Boiled" Krimis der Zwanziger Jahre.

    Miller zeichnete sowohl für Marvel, als auch für DC und seine Batman Comics "Das erste Jahr" und "Die Rückkehr des dunklen Ritters" sind legendär.
    Wer Nolans Batman Trilogie gesehen hat, der findet sehr viele Elemente aus diesen beiden Comics in den Filmen wieder - aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

    Eines von Millers eindruckvollsten Werken ist "Sin City" - ein schwarz-weiß Comic, Anfang der 90er in den USA in dreizehn Teilen erschienen (in Deutschland später in sieben Hardcover-Bänden).
    In einem Satz kann man Sin City nicht beschreiben - es ist zugleich Krimi, Psychothriller, Liebesgeschichte, Action und mehr ... und alles im Stil der alten Geschichten von Chandler & Co.
    Miller erzählt eine Reihe von Kurzgeschichten, die aber irgendwie wieder zusammengehören und sich ergänzen.

    2005 wagte sich Robert Rodriguez an die Verfilmung von drei Geschichten aus der Sin City Reihe.
    In "The Hard Goodbye" sucht der vorbestrafte Marv (Mickey Rourke) den Mörder seiner Geliebten, spürt dabei einen Serienkiller auf und übt grausam Rache.
    Clive Owen legt sich in "Big Fat Kill" mit dem Exfreund (Benicio Del Torro) seiner neuen Freundin an, ohne zu wissen, dass es sich um einen (korrupten) Polizisten handelt und gerät einen Kleinkrieg zwischen Cops und den Prostituierten der Stadt.
    Bruce Willis spielt in "The Yellow Bastard" dann einen Politisten, der kurz vor der Pensionierung steht, aber noch ein letztes Mal für eine Unschuldige kämpft.

    Rodriguez hält sich akribisch an die Zeichnungen von Miller - jede Perspektive, die Hintergründe, Schnitte - einfach alles sieht aus wie im Comic.
    Aber genau hier zeigt der Film auch seine größte Schwäche. Während Comicfans die ganze Zeit grinsen, eben weil alles so "Miller-like" ist, fragt sich der unbedarfte Zuschauer sehr schnell "Was soll das?"
    Hinzu kommt, dass Millers Bildsprache nichts für zartbesaitete Gemüter ist. Miller ist brutal - seine "Helden" ebenfalls - hard boiled eben.

    Es ist schade, dass Sin City kein Film für Jedermann geworden ist - in punkto Umsetzung eines Comics ist es aber eine der besten Comicverfilmungen, die ich kenne.

    Dicht gefolgt von "300" - ebenfalls eine Frank Miller Story und fast genauso dicht an den Bildern dran, wie Sin City.
    Die Geschichte ist schnell erzählt." 300" handelt vom Kampf der Spartaner (Spartiaten?) gegen die Perser. 300 Krieger gegen ein gigantisches Heer.
    Viel mehr kann und darf man fast nicht erzählen, wenn den Film noch jemand sehen möchte...

    Auch 300 ist verdammt nahe am Comic - allerdings stammen hier nur Zeichnungen von Miller. Koloriert hat den Comic seine Frau.
    Wer mag, der kann ja mal ein wenig googeln. Es gibt viele Bilder im Netz, bei denen Film und Zeichnung verglichen werden. Einstellen mag ich die Bilder aus Gründen des Urheberschutzes nicht.
    Auch dieser Film leidet streckenweise darunter, dass der Stil wichtiger zu sein schien, als die Geschichte. Kurzweilig ist er aber allemal...
     

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